Inn­er­halb ist aus Karl­heinz Stock­hau­sens «Für kom­men­de Zei­ten» (1968-1970). Dies sind 17 Text­kom­po­si­tio­nen für in­tui­ti­ve Mu­sik. Mit in­tui­ti­ver Mu­sik be­sch­reibt Stock­hau­sen ei­ne Art Im­pro­vi­sa­ti­on, die völ­lig aus der In­tui­ti­on ent­steht, oh­ne ei­ner Vor­stel­lung von Sche­ma­ta, For­meln oder sti­lis­ti­schen Ele­men­ten und oh­ne den In­tel­lekt der Mu­si­ker. In­tui­ti­ve Mu­sik soll von je­der vor­Â­­ge­ge­be­nen Mu­sik­spra­che be­f­reit sein, Kli­schees mei­den und neue Klän­ge er­for­schen.

Über­que­rung von Ru­pert Hu­ber ist als Ri­tual denk­bar, in dem die See­le dem Psy­cho­pomps zum Ge­leit in die an­de­re Welt an­ver­traut wird. Es gibt 5 Ab­schnit­te:
1. Fluss
2. Ru­fen nach dem See­len­füh­rer
3. Über­que­rung
4. Ge­mein­schaft
5. Dank und Gruss

In den re­li­giö­sen An­schau­un­gen fast al­ler Kul­tu­ren gibt es die Fi­gur des See­len­füh­rers, auf Grie­chisch Psy­cho­pom­pos ge­nannt. Der See­len­füh­rer ge­lei­tet die See­le nach dem Ster­ben meist über ei­nen Fluss wohl­be­hal­ten nach «dr­ü­b­en». Bei den al­ten Ägyp­tern war die­se Fi­gur der hunds­köp­fi­ge Anu­bis, der für das Ein­bal­sa­mie­ren und Ein­wi­ckeln des Leich­nams zu­stän­dig war und da­mit ein zwei­tes, end­gül­ti­ges Ver­lö­schen im Jen­seits ver­hin­der­te.

Ru­pert Hu­ber, ge­bo­ren 1953 in Ober­ös­t­er­reich, ist Kom­po­nist, Per­fo­man­ce-Künst­ler und Di­ri­gent. Sein Schwer­punkt als Kom­po­nist liegt in der Vo­kal­mu­sik, ins­be­son­de­re im Me­los-ori­en­tier­ten Ge­sang, der so­wohl von ei­ner werk­haf­ten At­ti­tü­de mög­lichst frei ist, als auch von ei­ner exo­ge­nen, funk­tio­na­len Zei­t­auf­fas­sung. Da­bei spie­len Be­wusst­s­eins­zu­stän­de ei­ne gros­se Rol­le. Seit 2003 be­schäf­tigt Ru­pert Hu­ber sich in­ten­siv mit den Heil­ge­sän­gen der Scha­ma­nen der Ban­ta­wa-Tai in Ost- Ne­pal. 1982 er­folg­te die Grün­dung des «En­sem­b­les Spi­na­rio», mit dem ei­ne Rei­he ra­di­kal spar­ten­über­g­rei­fen­der Pro­jek­te rea­li­siert wur­den. Dem Werk von John Ca­ge kam da­bei ein be­son­de­rer Stel­len­wert zu. Die Er­fah­run­gen mit dem «En­sem­b­le Spi­na­rio» flos­sen auch in Pro­gram­me mit an­de­ren Klang­kör­pern ein, wo­bei vie­le Kon­zep­te ver­wir­k­licht wer­den konn­ten.

En­sem­b­le Spi­na­rio , ge­grün­det 1982, prak­ti­ziert heu­te das mit Ru­pert Hu­ber ent­wi­ckel­te Wir­kungs­sin­gen. Da­bei wird in in­ten­si­ver Zu­sam­men­ar­beit mit sum­ni­ma.arts die In­tui­ti­on der Mit­wir­ken­den durch dif­fe­ren­zier­te Dis­po­si­ti­ons­tech­ni­ken in Rich­tung ei­nes au­then­ti­schen Me­los ge­lenkt. Wich­ti­ge Pro­jek­te der letz­ten Zeit wa­ren: «Da­phoi­ne» (An ei­nen Lor­beer­baum) in der Baye­ri­schen Aka­de­mie der Sc­hö­nen Küns­te, «Song-Books» von John Ca­ge im Mu­se­um der Mo­der­ne in Salz­burg und «Aus den sie­ben Ta­gen» von Karl­heinz Stock­hau­sen im Sch­loss von Ra­statt.

Ru­pert Hu­ber und sei­ne Frau Do­ris en­ga­gie­ren sich seit Jah­ren nicht nur künst­le­risch, son­dern auch so­zial in Ne­pal. In An­be­tracht ih­res En­ga­ge­ments und des sch­reck­li­chen Erd­be­bens von En­de April ver­weist «new art mu­sic / con­tra­punkt» auf ih­re Ho­me­pa­ge www.aa­ma­ne­pal.de und emp­fiehlt ei­ne Spen­de. Herz­li­chen Dank.