BOGLÁR­KA PEC­ZE, Kla­ri­net­ten EVA BOESCH, Vio­lon­cel­lo SUN-YOUNG NAM, Kla­vier PRO­GRAMM Gér­ard Pes­son catch so­na­ta (2016) für Kla­ri­net­te, Cel­lo und präpa­rier­tes Kla­vier Paul Juon aus: Trio-Mi­nia­tu­ren (1901–1904) – Rêve­r­ie Jo­han­nes Bo­ris Bo­row­ski as if (2017) für Kla­ri­net­te, Cel­lo und Kla­vier Paul Juon aus: Trio-Mi­nia­tu­ren – Hu­mo­res­ke / Vi­to Zu­raj Chry­san­the­mum (2015) für Kla­ri­net­te/Bass­kla­ri­net­te, Cel­lo und präpa­rier­tes Kla­vier Paul Juon aus: Trio-Mi­nia­tu­ren – Ele­gie – Dan­se phan­tas­ti­que Jo­han­nes Ma­ria Staud Was­ser­zei­chen. Auf die Stim­me der weis­sen Krei­de II (2015) für Kla­ri­net­te/Bass­kla­ri­net­te, Cel­lo und Kla­vier Wolf­gang Rihm Klei­ner Wal­zer (2004) für Kla­vier vier­hän­dig, Kla­ri­net­te und Cel­lo * * als Gast bei Rihm: Eva-Ma­ria Neid­hart Vom Durch­schim­mern an­de­rer Mu­sik, von der Angst, ei­ne mu­si­ka­li­sche Idee nicht ein­fan­gen zu kön­nen, vom Trau­ma ei­nes Kin­des, vom Spiel mit der Spu­le, von der Mög­lich­keit und von Ver­lust und Tod spricht die­ses Kon­zert. Wie klin­gen zer­stäu­ben­de Klang­far­ben, tro­cke­ne Trä­nen, wü­ten­de Mär­sche, wil­de Trom­meln? Was ist ein un­schul­di­ger Klang? Das Pro­gramm prä­sen­tiert zeit­ge­nös­si­sche Wer­ke, wel­che al­le in den letz­ten drei Jah­ren für das Trio Catch kom­po­niert wur­den. Er­gänzt wird es durch die ro­man­ti­schen Trio-Mi­nia­tu­ren des Schwei­zers Paul Juon, des­sen «dan­se phan­tas­ti­que» wun­der­bar den Bo­gen zu Wolf­gang Rihms leicht schrä­gem «klei­ner Wal­zer» schlägt. TRIO CATCH Catch! Das Pu­b­li­kum fan­gen. Die so un­ter­schied­li­chen Klang­far­ben von Kla­ri­net­te, Vio­lon­cel­lo und Kla­vier vir­tu­os zur Ent­fal­tung brin­gen und sich da­bei im­mer wie­der neu auf die Su­che nach dem ge­mein­sa­men, un­ver­wech­sel­ba­ren Klang be­ge­ben – das macht das spe­zi­el­le Pro­fil des Trio Catch aus. Boglár­ka Pec­ze (Kla­ri­net­te), Eva Boesch (Vio­lon­cel­lo) und Sun-Young Nam (Kla­vier) tra­fen sich als Sti­pen­dia­tin­nen bei der In­ter­na­tio­na­len En­sem­b­le Mo­dern Aka­de­mie in Frank­furt und grün­de­ten an­sch­lies­send das Trio Catch – be­nannt nach dem Werk «Catch» op. 4 von Tho­mas Adès, in dem die Kla­ri­net­te durch ei­nen char­man­ten Kin­derrei­gen vom Kla­vier­trio ein­ge­fan­gen wird. Ne­ben der klas­si­schen Mu­sik bil­det die In­ter­pre­ta­ti­on zeit­ge­nös­si­scher Mu­sik ei­nen Schwer­punkt der Zu­sam­men­ar­beit der drei Mu­si­ke­rin­nen. Das in Ham­burg be­hei­ma­te­te Trio ar­bei­te­te in den acht Jah­ren sei­nes Be­ste­hens be­reits mit zahl­rei­chen Kom­po­nis­ten zu­sam­men, dar­un­ter Mark And­re, Ge­or­ges Aper­ghis, Beat Fur­rer und Hel­mut La­chen­mann, mit de­nen sie auch durch ver­schie­de­ne CD-Pro­duk­tio­nen und Rund­fun­k­auf­nah­men ver­bun­den sind. 2014 er­schi­en beim La­bel col leg­no die De­but-CD des Tri­os «in bet­we­en», ge­folgt 2016 von der zwei­ten CD «Sanh», die für den Preis der Deut­schen Schall­plat­ten­kri­tik no­mi­niert wur­de. Die Ein­spie­lung von Beat Fur­rers «AER» wur­de bei KAI­ROS ver­öf­f­ent­licht. Im Jahr 2012 ge­wann das Trio den Her­mann und Mi­le­na Ebel Preis in Ham­burg und 2014 den Be­ren­berg Kul­tur­preis, 2018 wur­de es mit dem Dwight und Ur­su­la Mam­lok-Preis aus­ge­zeich­net. Ei­ne re­ge Kon­zert­tä­tig­keit führ­te Trio Catch bis­her durch ganz Eu­ro­pa so­wie zu Fes­ti­vals wie Ul­tra­schall Ber­lin, Mu­si­ca Stras­bourg, In­ter­na­tio­na­le Fe­ri­en­kur­se für Neue Mu­sik Darm­stadt, Klang­s­pu­ren Schwaz und Wit­te­ner Ta­ge für neue Kam­mer­mu­sik. In der Sai­son 2015/16 war Trio Catch im Rah­men der «Ri­sing Stars»-Kon­zert­rei­he der Eu­ro­pe­an Con­cert Hall Or­ga­ni­sa­ti­on auf Tournee durch ei­ni­ge der sc­höns­ten Kon­zert­sä­le Eu­ro­pas. High­lights der Sai­son 2018/19 sind Auf­trit­te in der Elb­phil­har­mo­nie Ham­burg, Phil­har­mo­nie Lu­x­em­bourg, im Pier­re Bou­lez Saal Ber­lin so­wie Ur­auf­füh­run­gen von Ge­org Fried­rich Haas, Mi­li­ca Djord­je­vic und Mi­kel Ur­qui­za in der Köl­ner Phil­har­mo­nie. Das Trio ist auch in der Mu­sik­ver­mitt­lung tä­tig: An der Mu­sik­hoch­schu­le Ham­burg hat­te es ei­nen Lehr­auf­trag in­ne und gab als En­sem­b­le in Re­si­den­ce Work­shops für die Stu­die­ren­den der Kom­po­si­ti­ons­klas­sen. Bei den Klang­s­pu­ren Schwaz un­ter­rich­te­te es Ju­gend­li­che der Kin­der­kom­po­nier­werk­statt «laut­stär­ker». 2016 star­te­te Trio Catch sei­ne ei­ge­ne Werk­statt­kon­zert-Rei­he «Ohr­kna­cker», die in jähr­lich vier Kon­zer­ten je­weils ein aus­ge­wähl­tes zeit­ge­nös­si­sches Werk vor­s­tellt, das ei­gens für das Trio ge­schrie­ben wur­de. PAUL JUON (1872–1940) war ein Schwei­zer Kom­po­nist mit rus­si­schen Wur­zeln. Juons Mu­sik ist nicht leicht ein­ge­hend, son­dern for­mell an­spruchs­voll durch­ge­ar­bei­tet. Er ver­wen­de­te oft rus­si­sche oder auch nor­di­sche The­men und präg­te sie durch for­ma­le Mit­tel zur Kunst­mu­sik um. Da­bei be­hielt er je­doch den Klang der na­tio­na­len Mu­sik bei. GÉR­ARD PES­SON: Catch So­na­ta (2016) Die­se «So­na­te» – ei­ne Be­zeich­nung, aus der man vor al­lem das ur­sprüng­li­che Verb «suo­na­re» (ge­mein­sam spie­len, er­k­lin­gen las­sen) her­aus­hö­ren sol­le – be­steht aus drei Sät­zen, oder viel­mehr drei Mo­men­ten: leb­haft / lang­sam / leb­haft. Al­ler­dings sind ver­schie­de­ne Ele­men­te in al­len drei Tei­len prä­sent. Die deut­schen Ti­tel die­ser drei «Mo­men­te» lau­ten ganz ein­fach Fort – Da – Fort, und sie be­zie­hen sich auf das Spiel mit ei­ner Holz­s­pu­le, das Sieg­mund Freud bei sei­nem En­kel W. Er­nest (1914-2008 – ein spä­te­rer Psy­cho­ana­ly­ti­ker) be­o­b­ach­tet hat­te. JO­HAN­NES BO­RIS BO­ROW­SKI: as if (2017) «As if I would – or could… Das Mer­riam-Webs­ter On­li­ne Dic­tiona­ry ver­wen­det die­sen Satz aus dem 41. Ka­pi­tel von Char­les Di­ckens’ Ro­man Da­vid Cop­per­field als Bei­spiel­satz für die Kon­junk­ti­on «as if». Und wir­k­lich ist ein Gross­teil des Ro­mans, ins­be­son­de­re Cop­per­fields Be­sch­rei­bung der Kind­heit und Ju­gend­zeit, von ei­nem spie­le­ri­schen, oft er­fri­schend-nai­ven «Als-ob-Cha­rak­ter» ge­prägt. Dem Le­ser be­kann­te Ges­ten wer­den in ei­ne neue Um­ge­bung ge­bracht (z.B. die Sicht­wei­se des Kin­des). VI­TO ZU­RAJ: Chry­san­the­mum (2015) Das Trio ent­stand 2015 für das Trio Catch und wur­de beim Fes­ti­val Ul­tra­schall Ber­lin im glei­chen Jahr ur­auf­ge­führt. Die ur­sprüng­li­che Aus­gangs­la­ge ei­nes Auf­trags­werks für ein Trio mit Kla­ri­net­te, Vio­lon­cel­lo und Kla­vier zu sch­rei­ben, er­hielt ei­ne trau­ri­ge Wen­dung durch den Tod Ar­min Köh­lers, des SWR Re­dakteurs für Neue Mu­sik und künst­le­ri­schen Lei­ter der Do­nau­e­schin­ger Mu­sik­ta­ge, im No­vem­ber 2014, dem Vi­to Žu­raj auf pri­va­ter Ebe­ne wäh­rend sei­nes Sti­pen­di­en­au­f­ent­halts in der Vil­la Mas­si­mo in Rom be­geg­net war. Auch der Ti­tel ist die­ser ge­än­der­ten Kon­zep­ti­on zu ver­dan­ken. Mit Gia­co­mo Puc­ci­nis St­reich­quar­tett «Cri­s­an­te­mi» ver­bin­det das Trio le­dig­lich die Ti­tel­ge­bung und der An­lass ei­nes Ge­dächt­nis­stü­ckes. JO­HAN­NES MA­RIA STAUD: Was­ser­zei­chen (Auf die Stim­me der weis­sen Krei­de II) Die klang­lich so un­ver­wech­sel­ba­re Be­set­zung (Bass)Kla­ri­net­te, Vio­lon­cel­lo und Kla­vier reizt mich schon lan­ge. So ha­be ich mich sehr ge­f­reut, als das wun­der­ba­re Trio Catch mich um ein neu­es Stück für ih­re Ri­sing-Star-Tournee ge­be­ten hat. Das kurz da­vor kom­po­nier­te Werk «Auf die Stim­me der weis­sen Krei­de» (Spec­ter I-III) für das En­sem­b­le Mo­dern wirkt, wie im Ti­tel er­sicht­lich, noch nach und schim­mert ge­le­gent­lich durch wie das Was­ser­zei­chen ei­nes al­ten Ma­nuskrip­tes, das vor­sich­tig im Licht ge­dreht wird. Den­noch ge­winnt das et­wa 10-mi­nü­ti­ge, vier­tei­li­ge Werk «Was­ser­zei­chen» (Auf die Stim­me der weis­sen Krei­de II) ein ganz ei­ge­nes Pro­fil. Sei­ne Dra­ma­tur­gie ist da­bei we­sent­lich von der dun­kel grun­dier­ten Klang­lich­keit ge­prägt. (Jo­han­nes Ma­ria Staud) WOHLF­GANG RIHM ist 1952 in Karls­ru­he ge­bo­ren. Als Kom­po­nist und Mu­sik­schrift­s­tel­ler ver­tritt Rihm ei­ne Äst­he­tik, die das sub­jek­ti­ve Aus­drucks­be­dürf­nis in den Mit­tel­punkt stellt. Vor­bil­der in die­sem Sinn wa­ren für ihn Hans Wer­ner Hen­ze, spä­ter Karl­heinz Stock­hau­sen und noch spä­ter Lu­i­gi No­no. Die von Ja­mes Joy­ce for­mu­lier­te Idee ei­nes work in pro­gress hat ihn in­so­fern be­ein­flusst, als er sei­ne Stü­cke gern als Pro­vis­o­ri­en (Ver­su­che) be­trach­tet, die durch Er­wei­te­rung, Er­gän­zung, Tro­pie­rung, Ver­net­zung und Ver­f­lech­tung des ein­mal ent­wi­ckel­ten Ma­te­rials ein­an­der fort­lau­fend kor­ri­gie­ren oder er­gän­zen kön­nen. Qu­el­len: www.trio­catch.com/de/ www.ra­dios­wiss­clas­sic.ch/de/